[...] kein Ton zu viel, höchste Disziplin, jede Note gestochen klar,
jedes Detail songdienlich.
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MM ist ein Botschafter von Breedlove, einer der weltweit führenden Gitarrenmanufakturen. Martin Moro, von allen Saiten betrachtet.
1. Saite (Der Künstler): MM zählt zu den international virtuosesten Folk-, Blues- und Fingerstylegitarristen. Weil er es nicht nur in den Fingern hat, sondern auch im Köpfchen. Weil er sich selbst nie Perfektion abverlangt, "die ohnehin immer stinklangweilig ist“, sondern Exzellenz. Weil er mainstreamigen Flachgang und Lautstärke überhat, stattdessen herzblutenden Tiefgang und "Leisestärke“ verficht.
2. Saite (Die Karriere): MM spielte und sang erstmals öffentlich im Grazer Haus der Begegnung – mit 15, im Stimmbruch. In den 30 Jahren feierte er so viele Erfolge, dass sie auch auf sechs Saiten nicht passen würden. Seit Florian (13) und Kira (11) auf der Welt sind, tourt er längst nicht mehr so viel. "Als Junger denkt man ja: Geil, 80 bis 100 Konzerte pro Jahr, ich bin auf Tour, ich bin ein Star! Aber dann weiß man doch bald, wie Deutschlands Autobahnen ausschauen . . .“
3. Saite (Die Instrumente): MM hat 30 Gitarren im Studio, dazu Mandolinen, Ukulelen, Bouzoukis etc. pp. Aber das sind nur Zahlen. Für ihn zählt, jedem Song seine passende Farbe zu geben. Ein Koch arbeite ja auch mit 50 Gewürzen und nicht nur mit dem Salzstreuer, sagt er. "Im Idealfall ist das Instrument die Verlängerung deiner Seele.“
4. Saite (Der Klang): MM nennt sich "soundverknallt“. Musikalisch mag er es "ohne Tralala“, Moderationen legt er kabarettistisch an, aber beim Klang kennt er keinen Spaß. "Ich bin der Quäler, der Albtraum aller Tontechniker.“ Zur Not hat der Tüftler immer seine eigene Anlage mit.
5. Saite (Der Botschafter): MM fing 2010 Feuer für High-End- Gitarren von Breedlove. Seit damals ist er deren "Endorsee“, präsentiert in Workshops deren Vorzüge und hat nun auch mit Edelstücken, die ihm die Manufaktur aus Oregon zur Verfügung stellte, alte Songs neu auf Hochglanz gebracht. "Polished“ heißt demnach die Solo-CD, die in den USA allen exklusiven Breedlove-Modellen beigelegt wird.
6. Saite (Die Philosophie): MM trägt bei unserem Treffen ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Gast auf Erden“. Der gläubige Christ baut auch in der Musik auf "Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit“. Er möchte gut umgehen können mit dem, wozu er mit seinen Talenten beauftragt sei, und fühlt sich "reich, weil ich das leben darf, was ich liebe – dieser Reichtum ist etwas ganz anderes, als viel Geld zu haben“. Leise, stark.
MICHAEL TSCHIDA
Am Ende ist vielleicht sogar der liebe Gott Schuld am Gitarrenspiel des österreichischen Gitarristen: „Gott hat Humor und fand, eine Glatze und flinke Finger sind eine witzige Kombination", meint der Grazer augenzwinkernd und erinnert sich an seine Anfänge:
"Gitarre wollte ich immer schon spielen, so ab etwa fünf. Das hat mich fasziniert, auch die Lagerfeuerromantik und die Möglichkeit, mit einer Gitarre so viel Groove zu zaubern. Auch wenn ich damals noch keine Ahnung hatte, was Groove ist. Aber ich war infiziert." Zwischen neun und zwölf Jahren lernt Moro klassische Gitarre, merkt aber, dass dies nicht sein Ding ist. „Zur der Zeit war ich bereits schwer Blues-kontaminiert."
Mit 14 beginnt er, Fingerstyle zu spielen, durchlebt eine Phase des Folk und entwickelt ein Motto, das ihn bis heute trägt: „Musik muss man spüren, um sie gut spielen zu können." Und noch ein Aspekt wird wichtig: Humor: „Sologitarrenkonzerte können ganz schön mühsam sein und grob ins Technische abgleiten", sagt er. „Wenn's dazwischen immer wieder mal was zu Lachen gibt, ist das ein schönes Luftholen zwischen den Stücken."
Moro arbeitet gemeinsam mit dem deutschen Fernsehjournalisten, Filmemacher und Grimme-Preisträger Martin Buchholz, macht Musik für dessen „arte"-Dokumentationen und produziert dessen Alben .Lebensläufer' und .Alles Liebe' - Letzteres übrigens gemeinsam mit dem Gitarristen Uli Kringler. Mit ihm teilt er neben Talent und Virtuosität sein Bekenntnis zu Gott: „Jesus ist fester Bestandteil meines Lebens," sagt Moro, „nun sind wir Gitarristen auf der Bühne meist Plaudertaschen, weil wir die Umstimmpausen überbrücken müssen. Da wird dann über die Hintergründe der Stücke geplaudert - Whiskey, Frauen, Gott und die Welt - bei mir ist es eben auch dieses Thema. Es wird aber nie peinlich-fromm, ich versprech's'."
Moro, der als Einflüsse Michael Hedges („von seiner Musik habe ich vor allem das Luft lassen gelernt") sowie J.J. Cale, Mark Knopfler, Bruce Cockburn und Ry Cooder nennt, schwört: „ich klaue nur bei den Besten'." Deshalb muss man schon genau hinhören, bei seinem aktuellen Album ,Hambrug' - dessen Buchstabendreher einer Reise in die Hansestadt geschuldet ist. Feine Fingerstyle-Lieder mit wundervollen Harmonien, bluesig mit Slide akzentuiert, bestimmen ein in sich stimmiges Gesamtwerk, das einen versierten Gitarristen mit Erfahrung, Stil und überragender Musikalität zeigt.
Seinen erstaunlich guten Sound schuldet er einer Taylor 615. „Von ihr hab ich viel über leise Töne gelernt", sagt er, und nutzt sie auch für sein Slide-Spiel in Stücken wie .Murray'. Dazu kommen eine Larrivee D-09 für Uptempo-Nummern wie im Opener ,108', eine kanadische Fergusson mit handgemachter Zederndecke, eine Martin D-19(.Florians Traum') eine National Delphi („der Klassiker unter den Resonatorteilen"), eine Dobro Woodbody Spidercone, eine handgebaute Mandoline von Richard Jenner sowie einige E-Gitarren aus dem Hause Daneelectro für die Kolorierungen seiner Stücke. „Ich spiele mit Plastik-Daumenpicks, meist mit Metall-Fingerpicks und spiele, speziell bei Bluesstücken, mit dem Daumen gerne mal Muted-Bass, und verwende das bewusste Einsetzen oder Weglassen dieser Technik als Dynamikelement. Ich mag Hammerings und Pull-Offs und bin verrückt nach Open Tunings." Das sollte genug Appetit machen auf ein großartiges Akustikalbum eines talentierten und sympathischen Musikers.
CD: Martin Moro - Hambrug (Wunderland)
>>> www.akustik-gitarre.com